In Kultur und Wissenschaften in Deutschland 1871-1933
Die Gleichstellung im Deutschen Reich im Jahr 1871 brachte die Chancengleichheit, auch wenn sich Ressentiments hielten. Die Zeit bis 1914 ist eine Erfolgsgeschichte des deutschen Judentums gewesen. Die städtischen Gemeinden nahmen erheblich an Mitgliedern zu, Berlin wurde die mit Abstand größte jüdische Gemeinde Deutschlands. Jüdische Familien waren bildungsfreundlich eingestellt und versuchten ihren Kindern möglichst eine gute Ausbildung zu verschaffen. So erstaunt es nicht, dass sich Juden in Kultur und Wissenschaften betätigten. Ihre Eltern hatten sich im Handel einen in der Regel bescheidenen Wohlstand erarbeitet, aus dem Hausierer war ein Ladenbesitzer geworden. Die Kinder von Viehhändlern suchten andere Beschäftigungen.
Rahel Levin, verheiratete Varnhagen von Ense (1771-1833)
Rahel Levin, verheiratete Varnhagen von Ense (1771-1833). Rahel Levin führte 1793-1808 am Gendarmenmarkt in Berlin einen Salon in dem sich bedeutende Intellektuelle trafen, Christen und Juden, Politiker, Naturforscher und Reisende, was damals ungewöhnlich war.
Henriette Goldschmidt (1825-1920)
Henriette Goldschmidt (1825-1920): Sie setzte sich für Frauenrechte ein, gründete 1865 einen Frauenbildungsverein und war über vierzig Jahre im Allgemeinden Deutschen Frauenverein tätig. Sie setzte sich sehr für die Gründung von Kindergärten ein. Ihr Mann war Rabbiner.
Martin Buber (1878-1965)
Martin Buber (1878-1965) wuchs in Lemberg (damals österreichisch Galizien) auf. Er vermittelte zwischen osteuropäischem und deutschem Judentum und inspirierte sich an der mystischen chassidischen Volksfrömmigkeit. Als religiöser Sozialist verfasste er viele Schriften und unterrichtete bis 1933 an der neuen Universität Frankfurt Judentum und Ethik. Danach flüchtet er nach Palästina und lehrte an der Hebräischen Universität in Jerusalem.
Therese Giehse (1898-1975)
Therese Giehse (1898-1975) bildete sich nach 1918 als Schauspielerin aus. Sie gründete 1933 das berühmte Kabarett „Die Pfeffermühle“ mit. 1933 flüchtete sie aus Deutschland, tourte durch das unbesetzte Europa und wurde schließlich 1937 im Schauspielhaus Zürich tätig. Sie war nach 1945 die führende Interpretin von Bertolt Brecht.