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Jüdische Zeitreise durch 1700 Jahre Geschichte

Die jüdische Geschichte in Deutschland kommt im Schulunterricht nicht ausreichend vor. Es fehlt die Tiefendimension jüdischer Geschichte. Wir möchten hier Basiskenntnisse zur jüdischen Geschichte Europas vor 1933 und nach 1945 vermitteln.
Jüdische Zeitreise durch 1700 Jahre Geschichte

Schwarzer Tod – Beulenpest (1349)

Einen europaweiten Einschnitt in die Siedlungsgeschichte der Juden bedeuteten die Verfolgungen im Umfeld der Pandemie der Jahre 1348/50. Verseuchte Flöhe auf Ratten breiteten in den Häusern die Beulenpest aus. Die Seuche kam von Marseille über das Rhonetal in die Alte Eidgenossenschaft und in den süddeutschen Raum. Von dort breitete sie sich nach Norden, Westen und Osten aus.

Juden wurde unterstellt Brunnen vergiftet zu haben, obwohl sie genauso von dieser Pandemie betroffen waren. Massaker folgten an vielen Orten. Überlebende Juden gründeten nach 1350 erneut jüdische Gemeinden, doch waren sie schwächer als vorher.

Dies weist auf die mittelalterliche Judenfeindschaft hin, die durch die Kirche, die im 4. Jahrhundert im Byzantinischen Reich an die Macht gekommen war, gefördert wurde. Vorher waren die Grenzen zwischen rabbinischem Judentum und antikem Christentum nicht so eindeutig. Jetzt aber wollte die kirchliche Elite mit der Macht des Staates klare Grenzen ziehen.

Ausblick England

Die Ursprünge der mittelalterlichen jüdischen Gemeinschaft Englands befinden sich in Nordfrankreich, wie auch die Normannen, die das Gebiet eroberten, von dort stammten. Viele sprachen unter sich Französisch. Mitte des 12. Jahrhunderts finden wir jüdische Familien in London, Lincoln, York, Norwich, Brighton und anderen Orten.

Ausblick Frankreich

Juden wohnten schon in der Antike auf dem Gebiet des heutigen Frankreich, besonders in den Hafenstädten der Mittelmeerküste Narbonne, Agde und Marseille. Mit der Völkerwanderung kam viel Unruhe in das Gebiet. Die Merowinger Könige (5./6. Jahrhundert) achteten immer mehr auf die religiöse Distanz zwischen Christentum und Judentum.

Verschiedene Formen von Judenfeindschaft

Im 15. Jahrhundert spitzte sich die religiöse Polemik zu. Primitive Karikaturen verunglimpften die Juden. Ausgerechnet das unreine Tier, das Schwein, sollte in dieser Darstellung Juden ernähren.

Verschiedene Formen von Judenfeindschaft

Kirchen sahen sich in der Tradition des israelitischen Tempeldienstes, das heisst als einzig richtige Nachfolgerin der jüdischen Tradition. Das Judentum war damit ersetzt worden und hatte keine sinnvolle Existenz mehr.

Verschiedene Formen von Judenfeindschaft

Die Gegenüberstellung der zwei Statuen zeigte die siegreiche Kirche (aussen links), deren Fahne weht und die den Kelch der Religion trug. Die Synagoge (aussen links)hatte verbundene, das heisst blinde Augen, ihr Stab war gebrochen und ihr entglitt das Buch, das heisst die heilige Lehre. Diese plumpe Darstellung christlicher Überlegenheit wurde 1910 an der Lambertikirche in Münster angebracht.

Verschiedene Formen von Judenfeindschaft

Noch in den 1920er Jahren erinnerte man sich im Mecklenburgischen Städtchen Sternberg an die Hostienschändungsunterstellung 430 Jahre früher stattgefundene Verfolgung der Juden. die 24 Menschen das Leben gekostet und zur Vertreibung von weiteren 500 geführt hatte. Unkritisch werden die spätmittelalterlichen Holzschnitte auf Notgeldscheinen des Jahres 1922 abgebildet.

Montreux Schloss Chillon

In diesem Gewölbekeller des Schlosses Chillon am Genfersee wurden 1348 Juden gefoltert

Quellen

Erster Kreuzzug 1096

Elieser Sohn des Nathan berichtete in einer Chronik, in der er an die Verfolgungen zur Zeit des Ersten Kreuzzuges erinnerte. Er lebte 1096 in Mainz.

„Es war im Jahre 4856 nach Erschaffung der Welt (1096),... da trafen uns viele und schwere Leiden, die in diesem Reiche, seitdem es gegründet wurde, bis jetzt noch nicht vorgekommen waren .. Denn es erhoben sich freche Menschen, fremdländisches Volk, eine grimmige, ungestüme Schar von Franzosen und Deutschen aus allen Ecken und Enden, die sich vorgenommen hatten, nach der heiligen Stadt (Jerusalem) zu ziehen, um dort das Grab ihres Heilandes aufzusuchen, die Ismaeliten (=Muslime) von dort auszutreiben und sich des Landes zu bemächtigen. Sie hefteten als ihr Erkennungszeichen ein Kreuz an ihre Kleider.