Mittelalter
Durch neun Stationen soll auf die Jahrhunderte alte Geschichte der Juden auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands aufmerksam gemacht werden, von der Spätantike über das Mittelalter zur Gegenwart. Jüdisches Leben in seiner Vielfalt, nicht nur die Verfolgungsperspektive und Holocaust, werden in diesen Stationen angesprochen.
Mit diesem Projekt möchten wir Vorurteile und Feindschaften gegen Juden abbauen helfen. Dabei arbeiten wir mit Fotos, Video und Texten um die Erfahrungen jüdischen Lebens in seiner Vielfalt anschaulich zu machen. Dadurch wird eine virtuelle Genealogie entstehen, die im Unterricht benutzt werden soll. Das Leben der Juden im heutigen Deutschland wird sichtbar und erlebbar gemacht.
Die Befindlichkeit der jüdischen Bevölkerung in Deutschland heute ist das abschließende Thema. Dadurch soll man sensibilisiert werden, keine Schimpfworte in Bezug auf Juden verwenden und den im Netz kursierenden Verschwörungsfantasien und judenfeindlichen (etwa im Deutschrap: Farid oder Kollegah) oder rechtsextremen Vorstellungen Sachinformation etwas entgegenstellen.
Hebräisches Manuskript. Rechte: Amsterdam Machsor, ca. 1250, © Joods Historisch Museum, Amsterdam und Landschaftsverband Rheinland |
Hebräisches Manuskript
Nur wenige jüdische Handschriften aus dem Mittelalter sind erhalten geblieben. Hier sieht man eine Seite aus dem Gebetbuch für Feiertage für einen jüdischen Kantor. Man sieht den Anfang des „Kol Nidrei“-Gebets, das am Vorabend den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur einleitet. Es wurde vermutlich in Köln um 1250 geschrieben.
Fassade mittelalterliche Synagoge Speyer
In Speyer sind Teile des historischen Synagogengebäudes erhalten geblieben. Im Süden schliesst sich die Frauenabteilung an. Gelehrte Frauen leiteten parallel zum Gottesdienst der Männer die Gebete. Vom Rheinland aus wanderten jüdische Familien im 13.
Bild Elefant Empfangsraum Menasse
Juden waren als Fernhändler im 9. Und 10. Jahrhundert im Gebiet nördlich der Alpen unterwegs. Ein Händel namens Isaak begleitete eine Gesandtschaft von Kar dem grossen nach Bagdad und brachte einen Elefanten als Geschenk vom Kalifen Harun ar-Raschid zurück. Dies erregte grosses Aufsehen und wurde verzeichnet.
Al Andalus
Mit der islamischen Eroberung Andalusiens nach 711 erneuerte sich die jüdische Ansiedlung auf der Iberischen Halbinsel. Es entstanden bedeutende Gemeinden, Talmudhochschulen und Synagogen. Hier wirkten wichtige Gelehrte. Die jüdische Mystik, die „Kabbalah“, breitete sich in Spanien aus. Das „Buch des Glanzes“ („Sohar“) wurde hier verfas
Das Land Israel – Palästina
Nach der Zerstörung des zweiten Tempels im Jahr 70 durch die Römer war das Land durch den drei Jahre dauernden Krieg verwüstet. 132-135 wehrten sich die Juden noch einmal gegen das römische Regime. Nun verboten ihnen die Römer den Zutritt zu Jerusalem und anstelle des alten Namens „provincia judaea“ verwendeten sie nun den Begriff „palaestina“, um das Andenken an die Juden auszulöschen.
Quellen
Vertreibung der Juden aus England, 1290.
Im Jahr 1553 schreibt Samuel Usque in Ferrara ein Trost-Buch über die Leiden Israels:
„Nachdem dieses Vorkommnis (Übertritt eines Mönches, der eine Jüdin heiratete, zum Judentum) bekannt geworden war, ließen die Mönche den König und die Königin, die einen aus ihrer Mitte zum Beichtvater hatte, gegen die Juden aufhetzen
Sie (die Mönche) betrachteten nämlich das Vergehen jenes Mannes als ein sehr schweres Unrecht. Obendrein wurden sie wegen des Vorfalls von dem Volke verachtet und in ihrer Ehre gekränkt, was sie noch mehr erbitterte. Seitdem unterließen sie nie, in den Predigten auf der Kanzel gegen die Juden ausfällig zu werden.
Weiterführende Literatur
- Mittelalterliche jüdische Ortsgeschichten für das Heilige Römische Reich deutscher Nation (in den damaligen Grenzen) sind im Standardwerk: Germania Judaica, 3 Bandreihen: 6 Teilbände, Tübingen 1962-2003 für den Zeitbereich 10. Jahrhundert bis 1520) nachzuschlagen.
- In den Standardnachschlagewerken zum Judentum gibt es von grösseren Gemeinden Stichworteinträge: Jüdisches Lexikon, 5 Bde., ND: Frankfurt 1987 (1927) Encylopaedia Judaica, Stichworte A-LYRA, 10 Bde., Berlin 1928-1934 Encyclopaedia Judaica (englisch), 27 Bände, Detroit 2007
- Zur jüdischen Ortsgeschichte gibt es auch Wikipedia-Einträge, die auf der gedruckten Sekundärliteratur gründen, aber zum Teil aktuellere Literaturhinweise enthalten. Ein kurzer Überblick und eine gute Einführung in die Sekundärliteratur ist bei: Michael Toch: Die Juden im mittelalterlichen Reich, München 2015, zu finden.
- Müller-Luckner, Elisabeth / Toch, Michael (Hgg.): Wirtschaftsgeschichte der mittelalterlichen Juden. Fragen und Einschätzungen, München 2016
- Fritz Yitzhak Baer: A history of the Jews in Christian Spain, Philadelphia 1992, 2 Bde.
- Eliyahu Ashtor: The Jews of Moslem Spain, Philadelphia 1993, 3 Bde.
- Haim Beinart:The expulsion oft he Jews from Spain, Oxford 2005
- Beatrice Leroy: Die Sephardim. Geschichte des iberischen Judentums, Frankfurt 1991
- Ortsartikel in den erwähnten Nachschlagewerken Encyclopaedia Judaica (Deutsch (Berlin 1917-1934, bis zum Stichwort LYRA) und Englisch (Jerusalem 1971/73) und im Jüdischen Lexikon (Nachdruck 1983).
- Yehoshua Ben Arieh: Jerusalem in the nineteenth century, 1983 Shlomo Dov (Fritz) Goitein: Palestinian Jewry in Early Islamic and Crusader Times in the Light of the Genizah, 1980
- Israel, Land of, in: Encyclopedia Judaica (engl.), Detroit 2007, Bd. 10, S. 143-168, Bibliographie S. 179