Kampf um Gleichberechtigung 19. Jh
Kampf um Gleichberechtigung
1791 hatte sich in Frankreich die Idee der Gleichstellung aller Einwohner durchgesetzt: Die Juden wurden nach Leistung eines bürgerlichen Eides ohne Vorbedingungen gleichgestellt. Diese Gleichstellung brachten die französischen Eroberungsheere nach 1792 in die linksrheinischen Gebiete und später nach Nordwestdeutschland.
Emanzipation
Nun mussten die Juden wieder mühsam für ihre Gleichstellung kämpfen. Christliche Kaufleute wollten ihre Privilegien des 18. Jahrhunderts zurück. Juden hatten kein Recht auf freie Niederlassung, sondern Beamte entschieden, wer in einer Stadt zugelassen würde.
Synagoge fertiggestellt 1882, gebaut im „maurischen“ Stil, 1944 wollte die Wehrmacht sie sprengen, was der italienische Widerstand verhinderte, Renovation 1966. Rechte: Wikipedia commons. |
Ausblick Italien
1510 vertrieb das kastilische Königspaar Isabella und Ferdinand die Juden aus der südlichen Hälfte Italiens, die sie inzwischen erworben hatten. Viele flohen in den nahegelegenen Balkan und trugen weiter ihre italienischen Familiennamen (Recanati, Pisani etc.). Der Kirchenstaat duldete Juden in Rom sowie in wenigen anderen Orten. Einige Fürsten
Ende des 17. Jahrhunderts wurde diese Synagoge in der marokkanischen Stadt Fes errichtet. Sie wurde 1999 renoviert und ist heute als Museum zugänglich. Rechte: Wikipedia commons |
Ausblick Maroko
Um 1948 lebten auf dem Gebiet des heutigen Marokko vermutlich an die 250.000 Juden. Sie bildeten die größte jüdische Gemeinschaft in einem islamischen Land. Nach der mündlichen Tradition waren schon Juden zur Zeit des Zweiten Tempels (70 nach der Zeitrechnung) dorthin gekommen. Es ist möglich, dass Stämme zum
Ausblick Osmanisches Reich
Es umfasste bis 1878 mit der Hauptstadt Istanbul und Kleinasien ein großes Gebiet im Balkan und reicht bis zum Irak und in Nordafrika von Ägypten theoretisch bis nach Marokko. Die Juden waren „Schutzverwandte“, d.h. sie durften keine Waffen tragen und mussten für ihren Schutz bezahlen. Sie sollten besondere Kleider und eher dunkle Farben tragen.
Hurva-Synagoge: erbaut 1856, Hauptsynagoge des Jüdischen Viertels der Altstadt von Jerusalem. 1948 im Unabhängigkeitskrieg von der jordanischen Armee gesprengt. Rechte: Wikipedia common |
Ausblick Palästina – Land Israel 1800-1922
1877 wohnten 13.000 Juden in Jerusalem. Sie waren damit die größte Religionsgemeinschaft in dieser Stadt, noch vor den sunnitischen Muslimen. Die Verwaltungsprovinz Filastin wurde von einem osmanischen Pascha verwaltet. In dieser Provinz wohnten damals 25.300 Juden. In der jüdischen Liturgie kommt Jerusalem prominent vor. Man bittet um
Quellen
Gabriel Riesser (1806-1863) aus Hamburg gehörte zu den ersten jüdischen Rechtsanwälten. Er hatte in Heidelberg studiert und protestierte gegen eine Schrift des evangelischen Theologen H.E.G. Paulus aus Heidelberg, der die Taufe als Voraussetzung für das Bürgerrecht in Deutschland anschaute. Riesser zog damit die Aufmerksamkeit auf sich und verfasste für Dutzende jüdischer Gemeinschaften Eingaben an die Regierungen, die rechtliche Gleichstellung der Juden mit den Christen zu verfügen.
Weiterführende Literatur
- Gabriel Riesser: Webseite. www.gabrielriesser.de
- Michael Brenner / Vicky Caron (Hg.): Emancipation reconsidered. The French and the German models, Tübingen 2003
- Deutsch-Jüdische Geschichte der Neuzeit, 2. Bd., München 1996, S. 15-56, 287-325
- Uri. R. Kaufmann / Rainer Brüning: Gleiche Rechte für alle 200 Jahre jüdische Religionsgemeinschaft in Baden, Landesarchiv Baden-Württemberg (Hg.), Ostfildern 2009
- Martin Philippsohn: Neuste Geschichte des jüdischen Volkes, Frankfurt 1930
- Riccardo Calimani: Die Kaufleute von Venedig, Düsseldorf 1988
- Leone Modena: Jüdische Riten, Sitten und Gebräuche, hg., übers. und kommentiert von Rafael Arnold, Wiesbaden 2007
- Dan Vittorio Segre: Ein Glücksrabe: Die Geschichte eines italienischen Juden, Frankfurt am Main 1993
- Renata Segre: The Jews in Piedmont, 1297-1798, 3 Bde., Jerusalem 1986-1990
- Gebietsartikel: „Italy“, in: Encyclopedia Judaica, Detroit 2007, Bd. 10, S. 797-800
- Shlomo Deshen: The Mellah society. Jewish communities in Sharifian Morocco, 1990
- Michael Laskier: North African Jewry in the 20th century: The Jews of Morocco, Tunisia and Algeria, New York 1994
- Norman Stilman: The Jews of Arab Lands in Modern Times, Philadelphia 2003
- Ders. (Hg.): Encyclopaedia of the Jews in the Islamic World, 10 Bde., Leiden 2010
- Adrianopel, in: Encyclopaedia Judaica, Bd. 1, Berlin 1928, Sp. 192-198
- Abraham Galanté: Histoire des Juifs d`Anatolie, 2 Bde., 1937-1939
- Bea Lewkowicz: The Jewish community of Salonika. History, Memory, Identity, London 2006
- Joseph Nehama: Histoire des Israelites de Salonique, 5 Bde., 1935-1959
- Ottoman Empire, in Encyclopaedia Judaica (engl.), Detroit 2007, Bd. 15, S. 522-546
- Salonika, in: ebd., Detroit 2007, Bd. 19, S. 68-80
- Turkey, in: ebd., Bd. 20, S. 195-203
- Yehoshua Ben Arieh: Jerusalem in the nineteenth century, 1983
- Shlomo Dov (Fritz) Goitein: Palestinian Jewry in Early Islamic and Crusader Times in the Light of the Genizah, 1980
- Israel, Land of, in: Encyclopaedia Judaica (engl.), Detroit 2007, Bd. 10, S. 143-168,Bibliographie S. 179
- Shulamit Volkov: Die Juden in Deutschland 1780-1918, München 2000
- James F. Harris: The people speak!: Anti-Semitism and emancipation in nineteenth century Bavaria, Ann Arbor 1994